DESIGNERBABY Baukasten (2/3)

ein Projekt von Lilly Oehlert

konzept babybaukasten

Im letzten Beitrag sind wir bei dem Thema der spezifischen genetischen Verbesserungen stehengeblieben. Aber was sind solche Konsequenzen, bei denen man moralische und ethische Bedenken als angehende Eltern äußert?

Durch eine tief gehende Recherche konnte ich folgende Fehlbildungen herausfinden, die auch ohne die Genmanipulation an Embryos auftreten können. „Normale Fehlbildungen“ passieren in der Regel durch äußere Faktoren, die entweder einen oder auch beide Elternteile nachteilig beeinflussen. Strahlung, Vergiftung, Schwermetalle, Rauchen und vieles mehr, egal ob gewollt oder ungewollt, beeinflussen die Versorgung und Entwicklung des Embryos.

  • erhöhter Mikronährstoffmangel
  • höhere Anfälligkeit für Auswirkungen bei Röntgenstrahlen oder Strahlen radioaktiver Elemente
  • hohe Medikamentenunverträglichkeit
  • Störung der Sexualhormone
  • höhere Herz- und Gehirnschäden durch Alkoholkonsum
  • Lagebesonderheiten im Mutterleib
    • Aplasie: Fehlen eines Organs
    • Hypoplasie: zu kleines Organ
    • Malrotation: fehlerhafte Drehung z. B. des Darmes
    • Hemimelie: Abschnittsweises (inkomplettes) Fehlen von Unterarm- oder Unterschenkelknochen


Wenn sich nun die Eltern dafür entschieden haben, durch die gezielte Genmanipulation die Attribute und Chancen für ihr Kind zu verbessern, dann müssen darauf auch Konsequenzen folgen. Diese angekündigten Konsequenzen habe ich so entwickelt, dass jedem Spieler des Baukastens mal ein Lächeln über die Lippen huscht, hier und da mal empört reagiert oder sich einfach nur fragt „Was zur Hölle …“.
Am Wichtigsten ist mir hierbei aber, dass entweder unter den Spielern oder auch mit anderen Familienmitglieder und Freunden, Diskurse und angeregte Unterhaltungen über Genmanipulation, Ethik und Moral entstehen. Man muss nicht immer gleicher Meinung sein, aber damit man zu seiner Meinung und Ansicht findet, ist der Austausch und die Auseinandersetzung von höchster Priorität.

Bevor ich mit dem Brainstorming begonnen habe, habe ich unsere wundervolle neue Errungenschaft der bildgenerierenden KI (craiyon.com) mal gefragt, wie so ein disformiertes Designerbaby aussehen kann, die Ergebnisse waren sehr augenöffnend:

Aus den ersten Brainstormings haben sich folgende vorteilhafte Attribute entwickelt:

  • Veränderung der Augenfarbe
  • Veränderung der Haarfarbe
  • Optimierung der sportlichen Fähigkeiten
  • Intelligenzsteigerung
  • Optimierung des musikalischen Talents
  • Erhöhung von Charisma / Ausstrahlung
  • Erhöhung IQ
  • keine Kahlköpfigkeit
  • Perfekte Stimme
  • geringes Risiko für Alzheimer, Schlaganfallrisiko, Brustkrebs, Downsyndrom, Mukoviszidose, Sichelzellanämie, …

Folgendes Spielkonzept ist daraus entstanden:

  • das Spiel kann von einer Einzelperson oder von einer Gruppe gespielt werden
  • Würfeln: reihum kann bei einer geraden Zahl ein Attribut und bei einer ungeraden Zahl eine Konsequenz gezogen werden
  • Wenn jeder Spieler mindestens 4 Karten von jeder Kategorie besitzt, kann das Spiel zur Endphase kommen
  • das Spiel kann von einer Einzelperson oder von einer Gruppe gespielt werden
  • Als Höhepunkt des Spieles zeichnet jeder Mitspieler ein Konzept des Designerbabies mit Hilfe der Attribute und Konsequenzen der gezogenen Karten

Die Ansätze mit dem Würfeln und der Option auf Multiplayer habe ich im ersten Prototype nicht verwirklicht, um erst einmal die Akzeptanz und die Nutzerfreundlichkeit des Spieles zu testen.

My Time to Shine … Kommunikationsdesign

Nachdem ich die ersten Materialien recherchiert habe, begann ich mit der Konzeption und grafischen Gestaltung des eigentlichen Kartenspiels. Mein persönlicher Anspruch ist es, solch ein Kartenspiel, welches sich mit einem schon recht sensiblen Thema beschäftigt, in eine gestalterisch anspruchsvolle Form zu bringen, damit nicht nur der Spielfluss vereinfacht, sondern auch der Zugang zum Thema leichter wird. Die bestmögliche Verbildlichung der hochgradig medizinischen Konsequenzen war dabei eines meiner größten Ziele.

Auch wenn ich mich hierbei Steriotypen bediene, empfand ich es als humorvollen Einstieg, die Karten in Babyblue und -pink zu halten. Die typischen Merkmale eines Kartenspiels, Kreuz und Pik, durften natürlich auch nicht fehlen. Durch das Spielkonzept der Nachziehstapel, muss jede Kartenkategorie einwandfrei zu erkennen sein. Die Schriftzüge auf der Rückseite der Karte unterstützt die Bildsprache nochmals.
Auf der Innenseite der Karten kann man auch die direkte Zugehörigkeit farblich ausmachen. Das erlangte Attribut oder die Konsequenz steht als Überschrift immer präsenz auf der Karte. Dazu eine passende Erklärung, wie sich diese auf das zukünftige Kind auswirken. Damit diese nicht alleine steht, habe ich zu jedem Thema eine passende Illustration angefertigt. Sie unterstützt den Spieler beim Verstehen und Erkennen auf den ersten Blick.

Nachdem die Designs bei den Testnutzern auf hohe Akzeptanz und Zustimmen getroffen sind, habe ich die weitere Gestaltung des Kartendecks fortgeführt. Im nächsten Beitrag gehts weiter mit der Übersicht aller Karten, dem Prototyp des Interaktiven Kartenspiels, der Präsentation der Ergebnisse im Gather Town und den abschließenden Erkentnissen zum Think Lab Kurs.

Seid gespannt und haltet die Augen nach dreiarm- und ohrigen Flick-Flack schlagenden Intelligenzbabys offen 🙂

Quellen

Anwendung von Keimbahneingriffen derzeit ethisch nicht vertretbar. (2017, Januar 21). https://www.ethikrat.org/mitteilungen/mitteilungen/2018/anwendung-von-keimbahneingriffen-derzeit-ethisch-nicht-vertretbar/?cookieLevel=not-set

Embattled Russian scientist sharpens plans to create gene-edited babies | Science | AAAS. (o. J.). Abgerufen 24. Januar 2024, von https://www.science.org/content/article/embattled-russian-scientist-sharpens-plans-create-gene-edited-babies?utm_campaign=news_daily_2019-10-22&et_rid=418223491&et_cid=3040492

Fehlbildung. (2023). In Wikipedia. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fehlbildung&oldid=240439889

Malli, P. (2018, Februar 22). “Designer Babies” and Society. ANTH374S18. https://medium.com/anth374s18/designer-babies-and-society-2e0866b7fdcf

mdr.de. (o. J.). Designer-Babys: Dürfen wir Menschen für immer verändern? | MDR.DE. Abgerufen 24. Januar 2024, von https://www.mdr.de/wissen/mensch-alltag/designer-babys-duerfen-wir-kuenstliche-menschen-schaffen100.html

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